Jean François Boch
Von jeher orientieren sich vor allem junge Menschen an Vorbildern, die durch ihre Handlungsweisen und ihre Wesensmerkmale über ihren Tod hinaus in Erinnerung bleiben. Ziel des Berufsbildungszentrums Merzig war und ist es, seine Schülerinnen und Schüler ganzheitlich auf ihr Leben vorzubereiten und zu mündigen Bürgern heranreifen zu lassen. Um diesem Anspruch auch in der Namensgebung Ausdruck zu verleihen, hat die Schulkonferenz beschlossen, den Namen einer Vorbild gebenden Persönlichkeit in die Schulbezeichnung aufzunehmen. In einem aufwendigen demokratischen Verfahren, an dem Schülerinnen und Schüler ebenso beteiligt waren wie alle Lehrkräfte und Mitarbeiter, fiel die Wahl auf den Gründer der Mettlacher Geschirrfabrikation Boch-Buschmann, Jean François Boch. Mit Zustimmung des Bildungsministeriums beschloss der Kreistag des Landkreises Merzig-Wadern am 23. Oktober 2017, die Schule umzubenennen in
Jean-François-Boch-Schule – Berufsbildungszentrum Merzig.
In einer offiziellen Feierstunde am 2. März 2018, an der Bildungsminister Ulrich Commerçon und Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich und Herr Eugen von Boch, der Ur-Ur-Urenkel unseres Namensgebers, teilnahmen, wurde der neue Name der Öffentlichkeit präsentiert und zugleich das vom Friedenskünstler Mike Mathes im Auftrag der Schule gemalte Portrait Bochs enthüllt.
Einiges über die Person Jean François Boch findet sich in der Kurzbiographie unten. Für uns als berufsbildende Schule steht er für die Verknüpfung von forschendem Erfindergeist, unternehmerischem Handeln und sozialer Verpflichtung. Seine Vita drückt auch ein Grundprinzip beruflicher Bildung aus: das lebenslange Lernen. All diese Wesenszüge werden unseren Schülerinnen und Schülern heute und in zukünftigen Generationen Orientierung geben und Antrieb sein.
Jean François Boch,
geb. zu Siebenbrunnen (Sept-Fontaines) bei Luxemburg 9. März 1782, † 9. Febr. 1858.
1809 verließ der Sohn eines luxemburgischen Fabrikbesitzers das väterliche Haus, um sich selbständig niederzulassen. Zu dem Zwecke kaufte er das als Domäne von der französischen Republik veräußerte Klostergebäude in Mettlach an der Saar und gründete dort eine Steingutfabrik, die er unter der Firma Boch-Buschmann betrieb. Er ist der erste Steingutfabrikant des Kontinents, der zum Brennen seiner Waren Steinkohlen anwandte.
Die kleine Fabrikanlage entwickelte sich indessen ziemlich rasch und Boch erhielt bereits im Jahr 1822 in Berlin die einzige goldene Denkmünze, die für Steingut in der ersten preußischen Ausstellung erteilt wurde. Damals machte er die Bekanntschaft des um die deutsche Industrie hochverdienten Geheimrates Beuth, begleitete denselben auf einer Reise, die dieser um Auftrage seiner Regierung nach England machte, und hatte durch dessen Vermittlung Gelegenheit, die Fabrikation von Steingut in England kennen zu lernen. Schon vorher hatte er Wasserkraft angewandt, um die Drehscheiben der Arbeiter in Bewegung zu setzen, fand aber in England bessere Einrichtungen der Art, die er in seinen Werkstätten – wiederum hierin der erste auf dem Kontinent – einführte.
Die vom Vater ererbte wohlwollende Gesinnung für die Arbeiter veranlasste ihn 1819, Kranken-, Witwen- und Waisenunterstützungskassen für seine Arbeiter einzurichten, denen er bald eine Spar- und Darlehnskasse anschloss; auch wirkte er so viel als möglich durch Einrichtung eines Arbeiter-Casinos und durch Gründung eines Lesevereins auf die geistige und moralische Entwicklung seiner Arbeiter, so dass die Arbeiter von Mett-lach lange Zeit als eine Musterbevölkerung dastanden.
Im Jahr 1836 assoziierte sich B. mit dem Steingutfabrikanten Nicolas Villeroy in Wallerfangen bei Saarlouis, unter der Firma Villeroy und Boch. Nachdem Bochs Söhne herangewachsen waren und ihn in der Leitung der Geschäfte ersetzen konnten, zog er sich im Jahr 1844 in die elterliche Fabrik nach Siebenbrunnen zurück und setzte dort in kleinerem Maßstabe seine industrielle Tätigkeit bis zu seinem Tode fort. Er schuf hier gegen Ende seines Lebens einen ganz neuen, sehr interessanten Industriezweig, den der Bodenbelegplatten, die er Mosaikplatten nannte, weil die Idee dazu ihm durch die alten römischen Mosaikböden gegeben wurde. Bald wegen ihrer Dauerhaftigkeit und Eleganz beliebt, werden sie jetzt schon millionenweise in die ganze Welt versendet. Boch hat durch die Schaffung dieses über Deutschland und Frankreich sich verbreitenden Industriezweiges seiner Tätigkeit noch in alten Tagen die Krone aufgesetzt.
(frei zitiert aus: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 760–761)